Handgestrickte Omma Socken: was alles dahinter steht
Als wir Anfang 2020 die Idee zu “Omma” hatten, war unser Ziel klar: Wir wollten Stricktreffen organisieren, bei denen Senior:innen einfach eine gute Zeit haben. Die gestrickten Socken wollten wir verkaufen und mit den Erlösen ein funktionierendes Unternehmen aufbauen, mit dem wir immer mehr solcher Stricktreffen organisieren. Wenn wir es dann auch noch schaffen würden, dass sich die Senior:innen bei uns ein bisschen was zur Rente dazuverdienen konnten, dann würden wir kleine Schritte vorwärts im Kampf gegen Altersarmut und Alterseinsamkeit machen. So einfach wirkte das für uns.
Zweieinhalb Jahre später wissen wir alle, dass sich unsere Welt im Frühjahr 2020 auf den Kopf gestellt hat. Mit dem Start der Pandemie standen auch wir mit unseren Stricktreffen vor absoluter Ungewissheit. Viele Monate warteten wir ab, versuchten, alles vorzubereiten, um irgendwann direkt durchstarten zu können. Doch im Herbst 2020 war dann klar, dass die Pandemie nicht so schnell vorbei sein würde. Also beschlossen wir, unser Konzept zu ändern.
Von da an bauten wir Omma so auf, dass wir maschinell hergestellte, hochqualitative Socken verkaufen und 10% unseres Umsatzes an Organisationen spenden, die Altersarmut und Alterseinsamkeit bekämpfen. Denn Organisationen wie Lichtblick Seniorenhilfe, Obstkäppchen und Ein Herz für Rentner können zum Glück auch während der Pandemie noch alles in Bewegung setzen, um Senior:innen deutschlandweit zu unterstützen.
Unsere ursprüngliche Idee verloren wir dabei nie aus den Augen. Für uns war es immer nur eine Frage der Zeit, bis wir endlich Stricktreffen ausrichten werden könnten. Ende 2021 sollte es dann wirklich soweit sein: wir hatten einen Starttermin für das erste Stricktreffen in Dortmund. Doch wieder einmal machte uns die Pandemie kurz davor einen Strich durch die Rechnung. Dann nochmal im Januar. Und dann nochmal im Frühjahr. Frustrierend.
Erneut überlegten wir, was wir in der Zwischenzeit machen könnten. Unsere Idee: Wie wäre es, wenn Senior:innen, die an Stricktreffen interessiert sind, schonmal anfangen, Socken zu stricken und wir sie zusammenbringen, sobald es möglich ist? Genau daran haben wir dann gearbeitet.
Über 30 Ommas meldeten sich bei uns und wollten Socken stricken. Das Interesse war da, jetzt mussten wir nur noch herausfinden, wie dieses “dezentrale” Stricken bestmöglich funktionieren soll. Nachdem wir mehrere Wege umsetzungstechnisch, rechtlich und kostentechnisch durchgespielt hatten, beschlossen wir, folgendes Modell umzusetzen:
- Die Senior:innen stricken mit ihrer eigenen Wolle, da sie alle ihre Lieblingswolle haben und ein Versand von uns zu ihnen enorm teuer wäre
- Sobald die Senior:innen einige Paar Socken fertig haben, schicken sie die Socken zu uns oder wir holen sie ab
- Die Senior:innen sagen uns, wie viel sie für die Socken haben möchten, da einige es gerne umsonst machen, andere mehr als nur die Kosten erstattet haben möchten
- Wir verkaufen die Socken über unseren Online-Shop
- Mit dem Erlös finanzieren wir alles inkl. Spende und neue handgestrickte Omma Socken
Dieses Modell ist deutlich komplizierter, als unsere ursprüngliche Idee mit den Stricktreffen. Das ist auch der Hauptgrund, wieso die handgestrickten Socken mit 34,99 € einen stolzen Preis haben. Für uns war die Preisfindung extrem schwierig. Auf der einen Seite sollen die Socken noch erschwinglich sein, auf der anderen Seite wollen wir auf ihrer Basis auch ein wirtschaftlich funktionierendes Sozialunternehmen aufbauen. Nach etlichen Kalkulationen war klar, dass 34,99 € der niedrigste Preis sind, mit dem wir das Modell umsetzen können. Tatsächlich bleiben nach Abzug aller Kosten, Steuern und der 10%-Spende maximal 10 € übrig. Diese 10 € müssen wir dann wieder in weitere handgestrickte Socken reinvestieren.
So kommt es also, dass wir handgestrickte Socken anbieten, obwohl wir die langersehnten Stricktreffen noch nicht veranstalten können. Das Preisschild ist groß, aber wenn man die Arbeit der Senior:innen denkt, die darin steckt, dann wirkt es doch direkt viel kleiner. Denn die Leidenschaft, die Lebensfreude, das Lächeln im Gesicht von ihnen - das sind Dinge, die man mit keinem Geld der Welt bezahlen kann.